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René goes Buchwissenschaft – Meine erste Woche im neuen Studienfach

Hallo ihr Lieben 🙂 Ungewöhnliche Einleitung, anderes Thema und doch liegt mir das hier gerade auf dem Herzen, weshalb es einfach raus muss. In diesem Beitrag wird das Medium Buch nur bedingt im Vordergrund stehen. Ich möchte keinen Roman rezensieren, keine Neuerscheinungen vorstellen oder Euch mit meinem Lesemonat auf den Geist gehen. Heute wird’s persönlicher. Ich nehme Euch mit durch meine erste Uniwoche im neuen Hauptfach Buchwissenschaft. Hauptsächlich schreibe ich ein bisschen über meine ersten persönlichen Eindrücke. Wie mein Stundenplan aussieht, was mich möglicherweise erwartet, worauf ich mich freue, und was mir eventuell Bauchschmerzen bereiten wird. Falls Euch das Ganze interessiert, lest gerne weiter! Viel Spaß mit dem Beitrag <3

Buchwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz zu studieren war nicht mein Plan A, als ich mich vor zwei Jahren zum ersten Mal für ein Fach an der Uni einschrieb – oder genauer gesagt Fächer, weil Zwei-Fach-Bachelor. Damals viel meine Wahl fürs Hauptfach gezwungenermaßen auf Soziologie. Die Mainzer NC-Werte für mein eigentliches Traumfach Publizistik liegen in etwa mit denen der Mediziner gleich auf. Erklärt sich, so munkelt man, durch die unmittelbare Nähe der Uni zum SWR (nur die Straße runter), dem ZDF und anderen Medienanstalten im Rhein-Main-Gebiet.

Zwei Jahre bzw. vier Semester studierte ich Soziologie in Kombination mit Filmwissenschaft. Bereits im Laufe des zweiten Fachsemesters machten sich erste Zweifel breit – war es die richtige Entscheidung, Soziologie zu wählen? Diese Bedenken kamen immer pünktlich mit der allseits beliebten Klausurenphase einher, sodass ich sie zu Anfang noch als „Drückeritis“ oder Angst vor den Prüfungen abtat. Lange Rede, kurzer Sinn: Meine Skepsis blieb bestehen, was mich schweren Herzens zum nächsten Schritt führte.

Der große Schritt: Fachwechsel im fortgeschrittenen Stad–äh Studium

Die Entscheidung, mein Hauptfach zu wechseln, ist tatsächlich sehr rasch gefallen, und zwar im Januar dieses Jahres. Buchwissenschaft ist, zumindest an der JGU, ein zulassungsfreies Fach. Zweifelsohne ein Vorteil. Ich gehe an dieser Stelle nicht näher darauf ein, wie schwer es ist, sich für ein Fach einzuschreiben, welches beispielsweise einen höheren NC verlangt als man auf dem Abizeugnis vorweisen kann, wenn man einmal eingeschriebener Student war (Stichwort: Wartesemester). Deshalb: Zulassungsfreies BuWi juhu! 😀 Obwohl ich mich zügig für den Wechsel entschied, lastete diese Entscheidung schwer auf mir. Ihr müsst wissen, ich habe noch nie irgendetwas in meinem Leben unter- oder gar abgebrochen.

Egal wie schwer was wurde, ich zog es durch. Klar studiere ich weiter, so ist es nicht. Dennoch ließ mich über eine lange Zeit das Gefühl nicht los, versagt zu haben. Von den Ängsten des Neuanfangs ganz zu schweigen. Auch das ist Jammern auf hohem Niveau. Schließlich ziehe ich, wenn man’s genau nimmt, nur ein Gebäude weiter und habe dafür die Möglichkeit, mich fast täglich mit buchbegeisterten Menschen austauschen zu können. Ein Privileg, von dem ich an der ein oder anderen Stelle hier auf dem Blog definitiv berichten werde, insofern sich die Gelegenheit bietet.

Meine Veranstaltungen, oder: Mein Stundenplan sah schon mal voller aus

Zehn Wochenstunden. Ja, ihr habt richtig gelesen. 10, in Worten zehn. So oft werden mich meine Dozent*innen zu Gesicht bekommen. Das ist nichts – finde ich jedenfalls. In zwei Veranstaltungen kam ich aus platztechnischen Gründen nicht rein (Nachteil eines kleineren Studiengangs), sonst wären es 14 gewesen. Sei’s drum, das nächste Semester naht mit großen Schritten und damit (hoffentlich) meine Möglichkeit, das „Verpasste“ aufzuholen.

Zu den zehn Stunden kommt ein zweistündiger Kulturkurs, zu dessen Anmeldung ich mich nach längerem Überlegen und Zweifeln bewegen konnte. Bei dem Titel „Kreatives Schreiben mit Ausblick zum literarischen Schreiben“ sollte der Name Programm sein und keiner weiteren Erklärung bedürfen (klingt hochgestochen, sollte aber grammatikalisch richtig sein).

Das mich in einer normalen Uniwoche erwartet

Womit beschäftige ich mich nun im Detail? Montags stehen „Theorien und Methoden der Buchwissenschaft“ auf dem Plan. Hier werden mir bekannte Namen aus der (Medien)Soziologie wiederbegegnen, zum Beispiel Bourdieu und Adorno. Grundsätzlich wird es darum gehen, die wissenschaftlichen Werkzeuge kennen zu lernen, mit denen man in der Buchwissenschaft hantiert. Dienstags geht’s mit der Vorlesung über die Geschichte von Buchhandel und Verlag los (darauf gehe ich unten im Detail ein), gefolgt von einer Übung zum Reinfinden ins wissenschaftliche Arbeiten. Eine ähnliche Veranstaltung besuchte ich bereits für Soziologie, doch das wissenschaftliche Arbeit in BuWi unterscheidet sich von den Sozialwissenschaften. Deshalb wurde mir geraten , die Übung noch einmal zu machen. Schaden wird es nicht 😀
Der zweite Tag der Arbeitswoche wird mit dem Kulturkurs in kreativem Schreiben beschlossen. Mittwochs habe ich frei, hihi.

Eingang zur Bereichsbibliothek der Fachbereiche 05 und 07 im Philosophicum

Der Donnerstag wird vom Arbeitsumfang her vermutlich mein anspruchsvollster Tag der Woche werden. Hier warten das Seminar „Verlagstypen“ und eine Übung zur Materialität des Buches auf mich. Im Seminar werde ich die unterschiedlichsten Verlagstypen, die es im Laufe der Zeit gegeben hat, kennen lernen und viel allgemeines Wissen zum Thema Verlag mit auf den Weg bekommen. In „Materialität des Buches“ steht wortwörtlich das Buch im Vordergrund und aus welchen Materialien es sich zusammensetzt. Die Beschreibung der Veranstaltungen führt Exkursionen auf: In die Stadtbibliothek Mainz, das Gutenberg Museum und, am Ende des Semesters nach der Klausur, geht’s auf einen Besuch in den Mainzer Verlag Hermann Schmidt.

Das Sommersemester ist in der Regel eine Treibjagd der Studenten, vom Start über die Prüfungsvorbereitung bis hin zur heißen Klausurenphase. Ostern und diverse Feiertage machen eine ausgewogenen und angemessene Anzahl an Sitzungen im Sommer immer zu einem Ding der Unmöglichkeit.

Ach so, und freitags habe ich auch frei. Nein, so viel freie Zeit ist nicht normal. Bedenkt: Ich kam in zwei Kurse nicht rein. Außerdem pausiere ich in diesem Semester mein Beifach Filmwissenschaft, um mich erst einmal voll und ganz auf BuWi konzentrieren zu können 🙂

Mein persönliches Highlight des Semesters…

… wird die Vorlesung zur Buchhandels- und Verlagsgeschichte sein. Das kann ich jetzt schon, gerade mal drei Tage im neuen Semester hinter mir habend, sagen 😀 Man merkt dem Professor seine Lust am Lehren und seiner Leidenschaft zu dem, was er uns Studenten beibringen möchte, an. Seltenst habe ich bei einem Dozenten eine derart gelungene Mischung (wenn ich das so schreiben darf) aus Enthusiasmus, fundiertem Wissen und Lehrfreude erleben dürfen.

Bereichsbibliothek der Buchwissenschaft im 3. OG des Philosophicums

Der Veranstaltungsplan liest sich äußerst vielversprechend. Gäste wie Christoph Dittert (schreibt für Perry Rhodan und Die drei ???) sind für Vorträge eingeladen. Wir erfahren unter anderem etwas über den Werdegang des Taschenbuchs, reden über Bestseller aus dem Kinder- und Sachbuchbereich der Gegenwart, und, und, und.

Stranger Things: Wie die Bücher zur Serie für mehr Zuschauer auf Netflix sorgen könnten

Auf eine Sitzung freue ich mich besonders: Den Einfluss von Netflix und Games auf den Buchmarkt und umgekehrt. Erst vor wenigen Stunden las ich einen Artikel, in dem verkündet wird, dass Netflix über 50 neue Serien, die auf Literatur basieren, ausstrahlen will. In der ersten Vorlesungssitzung, in der es allgemein um Bestseller ging, wurde bereits ein erster Ausblick gewährt, was uns erwarten könnte. Der Professor ging auf die Bücher zur beliebten Serie Stranger Things ein, die im Penguin Verlag erscheinen. Hier findet das Content-Alliance-Prinzip Anwendung.

Netflix und Penguin, zwei unabhängige Unternehmen, wirken zusammen und bereiten sich gegenseitig ein Publikum. Netflix liefert den Serienstoff, Penguin verlegt die Bücher dazu. In besagten Büchern, so der Professor, sollen wohl unter anderem auch Inhalte vermittelt werden, die es so nicht in die Serie geschafft haben. Dadurch soll wiederum ein Überlaufen der Leser zur Netflix-Serie gewährleistet werden. Diese Content Alliance lässt sich sicherlich noch auf viele andere Produkte anwenden. Mir fällt da als Beispiel noch die Serie The Umbrella Academy ein – Comics beim Cross Cult Verlag, Serie auf Netflix. Oder, ein weitaus umfangreicheres Beispiel: Die Bücher zur StarWars-Reihe. Ihr seht, die Liste könnte noch viel weiter gehen.

Künstliche Intelligenz auf dem Buchmarkt

Am Ende des Semesters kehren wir zurück zum Fokus Bestseller. Wie schreibt man einen Bestseller? Nutzen wir einen Algorithmus? Lassen wir eine künstliche Intelligenz unser Buch analysieren? Zum Einsatz der künstlichen Intelligenz auf dem Buchmarkt werde ich eventuell bald irgendwann insofern ich dazu komme ( 😀 ) mal einen Beitrag schreiben, da ich das Thema super interessant finde. Kurz vor der LBM erhielt ich eine Anfrage zur Interessensbereitschaft an einer Kooperation zu genau der Software, die wir in der letzten Vorlesungssitzung näher betrachten – Quali-Fiction. In diesem YouTube-Video von der ARD könnt Ihr Euch bei Interesse mal anschauen, wie die Software funktionieren soll. Aktuell besteht KEINE Kooperation mit dem Unternehmen, das die Software vertreibt, deshalb keine Werbekennzeichnung!

Studium der Buchwissenschaften: Pros und Contras aus meiner beschränkten Sicht als Erstsemester

Obwohl ich den Abschnitt Pro und Contra genannt habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich schon allzu viel zu den Vorzügen und potentiellen Nachteilen sagen kann. Bereits in wenigen Wochen werde ich im Rahmen einer Vorlesungsreihe ehemaligen Absolvent*innen der Mainzer Buchwissenschaft lauschen und erfahren dürfen, welche Wege sie nach dem erfolgreichen Universitätsabschluss in der Buchbranche eingeschlagen haben.

Soll heißen: Uns Studierenden werden von Beginn des Studiums an Wege gezeigt, die wir einschlagen können. Wir bekommen Tipps von Leuten, die einmal genau an unserer Stelle saßen. Meiner Meinung nach gibt es während eines Studiums nichts Wichtigeres als eine Perspektive. Zu wissen, dass man nicht umsonst studiert und dass man wirklich etwas mit dem Abschluss, den man anstrebt, erreichen kann.


Alles in allem ging meine erste Woche Buchwissenschaft ziemlich schnell vorbei. Ich freue mich auf die nächsten Wochen mit meinen Kommiliton*innen, die Erfahrungen und das Wissen, das ich in den nächsten Wochen sammeln werde.

Ich wünsche Euch eine gute Zeit und bis zum nächsten Mal!
Alles Liebe,
René <3

5 thoughts on “René goes Buchwissenschaft – Meine erste Woche im neuen Studienfach”

  1. Hey Rene,
    jetzt bin ich dazu gekommen, deinen Beitrag zu lesen und fand ihn sehr interessant 🙂
    Einiges erkenne ich von meinem ersten Semester wieder, anderes habe ich letztes Semester erst bearbeitet, wie Bourdieu. Bei mir im ersten Semester fand ich Vorlesungen und Seminare zum Thema Lese- und Lesergeschichte noch sehr gut und ich mag generell Praxis Bezug, wenn Leute aus der Branche vorbei kommen. Letzteres passiert bei uns nur einmal im Jahr zur Tagung, bei der ich letztes Jahr auch nicht teilnehmen kann. Aber das Netflix Thema hatte ich letzte Woche in der Vorlesung auch 😀
    Ich wünsche dir auf alle Fälle GANZ viel Spaß beim Studium!
    Liebe Grüße
    Yvonne 🙂

    1. Hallo Yvonne 🙂
      Danke für deinen Kommentar. Der Praxisbezug ist sehr wichtig, finde ich. Wir hatten bislang sechs Gastvorträge und ich merke schon, wie ich meinen Horizont für die verschiedensten Arbeitsmöglichkeiten in der Branche erweitere. Plötzlich habe ich sogar Interesse an einem Praktikum im Buchhandel! 😀 Ich wünsche dir auf alle Fälle weiterhin viel Erfolg und mindestens genauso viel Spaß <3

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