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The Mister empfängt uns jetzt – aber sollen wir eintreten?

The Mister von E.L. James

Anzeige (Rezensionsexemplar)

Maxim Trevelyan ist Spross einer englischen Adelsfamilie. Er genießt ein Leben voller Vorzüge, muss keine Gedanken an morgen verschwenden, denn er lebt im Hier und Jetzt. Das ändert sich, als Maxim einen Titel erbt, den er niemals wollte und plötzlich Verantwortung übernehmen muss. Das Erbe soll nicht die einzige Veränderung in Maxims Leben bleiben. Seine Haushälterin gibt ihre Stelle auf, ihre Nachfolge tritt die geheimnisvolle Alessia Demachi an. Eine junge Frau, die sich noch nicht lange in England aufhält und die ihr Leben am liebsten unterhalb des Radars verbringt. Dass ihr Maxim plötzlich derart viel Aufmerksam zuteil werden lässt, gefällt Alessia zuerst gar nicht – und gleichzeitig schmeichelt es ihr. Maxims Zuneigung ist die Bestätigung für Alessias Gefühle. Doch beiden lastet eine dunkle Vergangenheit auf den Schultern, die sie nun einzuholen scheint …

Wieso ich und der Mister zusammenfanden

Vor nunmehr sieben Jahren habe ich die Fifty Shades of Grey-Bücher verschlungen. Besonders gefiel mir der Schreibstil von E.L. James. Ob das heute noch so wäre: Ich kann es nicht sagen. Vielleicht wird es mal Zeit für einen Re-Read?! Jedenfalls war das der Grund, warum ich The Mister gelesen habe. Derartige Literatur sagt mir ansonsten überhaupt nicht zu und befindet sich nur in äußersten Ausnahmefällen auf meiner Leseliste. Meine Erfahrung mit der Autorin und der Fifty Shades-Reihe waren hier ausschlaggebend. So viel kann ich schon mal sagen: Nach The Mister werde ich definitiv kein Buch der Autorin mehr lesen, es sei denn, die Leute schreiben positiv darüber. Oder es gäbe eine Fortsetzung von The Mister. Wenn ich eins zu vermeiden versuche (gelang mir längst nicht immer), ist es, Reihen nicht zu Ende zu lesen. 😀

Im Vorfeld zu meiner eigenen Rezension gab es viele andere Meinungsäußerung zu The Mister (Verlinkungen erfolgen am Ende der Seite). Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Toxizität der Handlung eingehen, das können andere viel besser. Ich versuche zu analysieren, warum The Mister davon mal ganz abgesehen schlicht und ergreifend kein gutes Buch ist.

Wenn Schnarchnasen nicht wissen, was sie tun sollen

In meinen Augen hat The Mister einige zentrale Probleme, die zusammengenommen eine kleine, literarische Vollkatastrophe verursacht haben. Im Nachhinein betrachtet liegt die größte Schwierigkeit darin, beim Leser auch nur den kleinsten Hauch von Spannung und Dynamik zu generieren. Woran das liegt? Im Grunde genommen wird die gesamte Handlung von zwei Figuren getragen: Maxim und Alessia. The Mister kommt auf 600 Seiten – eine außerordentlich stattliche Zahl, wenn man bedenkt, dass nichts passiert (wohlgemerkt keine künstliche Übertreibung meinerseits). Zieht man die nichtssagenden Alltagsbeschreibungen der beiden Protagonisten ab, die Dialoge mit unwichtigen Charakteren, die nichts zur Handlung beitragen und lediglich wie Filler-Material wirken, kommt man im besten Fall auf 300 Seiten.

Der Hauptkonflikt steht im Zusammenhang mit Alessia Demachis Vergangenheit und wird kontinuierlich künstlich in die Länge gezogen. Warum? Das wüsste ich auch gerne. Von der Fifty-Shades-Reihe weiß ich: E.L. James kann das eigentlich besser. Die Bücher sind keine Literatur vom Feinsten, doch sie haben mich damals wenigstens unterhalten. The Mister ist das nicht ein einziges Mal gelungen. In vielen Berichten war die Rede davon, dass Maxim nicht nur adelig, sondern Model und DJ ist. Wo wurden diese Berufe im Roman erwähnt? Wieso nicht Gebrauch davon machen, im Rahmen von Nebenstorylines? Die ständigen Vergleiche zu Fifty Shades tun mir Leid, doch in der Trilogie ist so viel neben der „Liebesgeschichte“ von Ana und Christian passiert: Christians Vergangenheit mit Mrs. Robinson, Anas Stalker, Josés Gefühle für Ana, die Beziehung von Kate und Elliot Grey usw. Keine Spur derartiger Stories in The Mister.

Bremsenspaß mit Alessia Demachi

Die Überschrift steht synonym für die vielen Logikfehler des Romans. E.L. James will uns den Bären aufbinden, Alessia sei in ihrem Heimatland eine Lehramtsstudentin für das Fach Englisch gewesen. Das ist schön! Alessia soll dadurch wohl als wissbegierige junge Frau etabliert werden, die etwas in ihrem Leben erreichen und ihrer eigenen Vergangenheit entkommen möchte. Klingt in der Theorie gut, in der Praxis ist es das weniger. Sollen wir ernsthaft glauben, eine ENGLISCHstudentin sei nicht dazu in der Lage, normale englische Sätze zu bilden oder Vokabeln wie Spaßbremse zu kennen? Ich bin mit dem albanischen Bildungssystem nicht sonderlich vertraut, doch in Deutschland wäre sie mit diesen beschi**enen Englischkenntnissen sicherlich nicht mal durchs Abitur gekommen! Selbst wenn: An der Uni, wenn es um Zertifikate und Co. geht, würde sie niemals zugelassen werden.

Wenn das mal kein Rezensionsexemplar gewesen wäre …

In The Mister ist nicht nur die Frauendarstellung verwerflich. Maxim Trevelyan ist der schwanzgesteuertste Vollhorst, den ich jemals gelesen habe. Gut, nun kann man sagen, dass ich als homosexueller Mann nicht weiß, wie ein Heterosexueller denkt. Aber so wie Maxim tun sie es sicher nicht – das kann ich mir einfach nicht vorstellen. An einer bestimmten Stelle um Seite 200 war ich ernsthaft an dem Punkt, an dem ich überlegte, The Mister abzubrechen und eine Abbruch-Rezi zu schreiben. Davon bin ich aber kein Fan, deshalb quälte ich mich durch die restlichen 400 Seiten. Hätte ich für dieses Buch Geld gezahlt und es nicht zur Verfügung gestellt bekommen, hätte ich es mit großer Wahrscheinlichkeit abgebrochen.

Fazit

The Mister hätte eigentlich ein Read wie Fifty Shades of Grey werden sollen. Hätte ich gewusst, was mich erwarten würde, hätte ich ohne Zweifel einen Bogen um diese Veröffentlichung gemacht. Es liegt nicht in meinem Sinne, Bücher zu lesen, nur um sie in der Rezension zu verreißen. Dazu ist mir meine Zeit zu schade. Ich habe The Mister gelesen, weil ich Erwartungen hatte. Diese wurden in keiner Weise auch nur ansatzweise erfüllt. Mein Vertrauen in das Können der Autorin ist erstmal ordentlich erschüttert.

1 / 5 Sternen

P.S.: Euch interessiert, wie mein Leben mit Büchern aussieht? Dann lest unbedingt diesen Blogtour-Beitrag!

Linksammlung zu weiteren Rezensionen


Zur Sache

TitelThe Mister
OT: The Mister
AutorinE.L. James
Aus dem Englischen: Jeannette Bauroth u.a.
VerlagGoldmann Verlag
Erschienen20. April 2019
Seiten608
PreisEUR 15,00

*Rezensionsexemplar*

Transparenz

Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, zur Verfügung gestellt vom Verlag durch das Bloggerportal.

2 thoughts on “The Mister empfängt uns jetzt – aber sollen wir eintreten?”

  1. Woooooh,

    das ist mal ein Rant. „Schwanzgesteuerter Vollhorst“? Ich musste gerade ein wenig lachen, aber danke dafür! Denn deutlicher geht es nicht, ich kann deine Meinung nachvollziehen, obwohl ich das Buch nicht gelesen habe und auch nicht werde.

    Dir noch eine schöne Restwoche.

    Liebe Grüße
    Tina

    1. Hallo Tina,

      freut mich, dass dich die Rezension ein wenig erheitern konnte. 😀 Das Buch ist leider eine ziemlich gute Steilvorlage für die Art von Rezension gewesen. Ich kann dir getrost sagen: Du verpasst nichts, wenn du „The Mister“ nicht gelesen hast.
      Ich wünsche dir eine wundervolle Woche. <3

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