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Der größte Spaß, den ich nicht hatte

Der größte Spaß den wir je hatten Beitragsbild

Anzeige (Rezensionsexemplar)

Die vier Sorenson-Schwestern Wendy, Violet, Liza und Grace haben es nicht leicht. Während ihre Eltern David und Marilyn scheinbar das perfekte Leben in einer glücklichen Ehe verbringen, legt das Schicksal ihnen so manchen Stein in den Weg. Alles verändert sich, als plötzlich Jonah, der Sohn, den Violet vor fünfzehn Jahren zur Adoption freigab, in das Leben der Großfamilie tritt …

Das ist Leben.

Mit einer der Punkte, die mich überzeugten, Der größte Spaß, den wir je hatten zu lesen, war die inhaltlich durchaus nicht zu verleugnende Nähe zur US-Erfolgsserie This is Us (hierzulande im Streaming bei Prime Video zu finden). Während This is Us mittlerweile dutzende Handlungsstränge parallel verlaufen lässt, die nicht nur in die Vergangenheit, sondern sogar in die Zukunft reichen, gibt sich die Autorin Claire Lombardo mit zwei Zeitebenen zufrieden. In der Gegenwart wechselt die Narrative absatzweise zwischen allen Mitgliedern der Sorenson-Familie und Jonah, dem unehelichen Sohn, den Violet vor fünfzehn Jahren zur Adoption freigab und der jetzt wieder in ihr Leben tritt.

Die Vergangenheit, beginnend mit dem Kennenlernen von David und Marilyn, baut sich sukzessive auf. Dabei macht Lombardo größere Zeitsprünge und grast die wichtigsten Haltestellen im Familienleben der Sorensons ab, allen voran der Geburt ihrer vier Töchter. Das Genie in Der größte Spaß, den wir je hatten liegt meiner Ansicht nach in den alles andere als perfekten Hauptfiguren. Romane leben in der Regel davon, dass man sich mit den Protagonist*innen identifiziert oder sich ihnen zumindest dahingehend nahe fühlt, dass man sie sympathisch findet. Davon ist in Claire Lombardos Debüt Fehlanzeige. Wem es um die Nähe zu Figuren geht, der wird mit Der größte Spaß, den wir je hatten keinen Spaß haben. Doch was ist es dann, das das Buch lesenswert macht?

Der größte Spaß den wir je hatten Buchrücken

Was bedeutet Familie?

Sind wir mal ehrlich: Lieben wir jeden in unserer Familie wirklich bedingungslos? Finden wir jeden sympathisch? Genau so geht es den Sorensons. Vor allem die Töchter haben miteinander wenig am Hut und können sich die meiste Zeit nicht ausstehen. Dadurch büßen sie Sympathien beim Leser ein, sind auf der anderen Seite gleichzeitig wirklichkeitsnah – zumindest, was meine Ansichten betrifft.

Da Der größte Spaß, den wir je hatten als Gesamtwerk von seinen Charakteren lebt, führt die fehlende Vorliebe für eine*n der Sorensons zweifelsohne zur Frage, wofür man das Buch überhaupt liest. Zwei Bloggerinnen, denen ich auf Instagram folge, haben den Roman abgebrochen. Das kann ich verstehen. Der größte Spaß ist nicht für jede Leser*in geeignet. Ich habe die 720 Seiten zwar gelesen, doch das ist einzig und allein dem Können Claire Lombardos geschuldet. Am Ende war es die schiere Neugierde, die mich umblättern ließ.

Neben all‘ der Kritik gibt es natürlich auch Positives zu dem Buch zu sagen. Positives, das über Claire Lombardos schriftstellerische Fähigkeiten hinausgeht. Zu Beginn der Rezension sprach ich bereits an, dass die Narration über zwei Zeitlinien stattfindet. Die Vergangenheit hat mir dabei deutlich besser gefallen. Hier liegt der wirkliche Werdegang einer Familie. Die Gegenwart ist eine Ansammlung der Konsequenzen, die das Verhalten der Familienmitglieder mit sich führten. Das empfand ich nicht ansatzweise so verlockend.

Fazit

Der größte Spaß, den wir je hatten war ein dramaturgisches Auf und Ab, das trotz dessen sein Ziel niemals aus den Augen verlor: aus dem Leben der Familie Sorenson zu berichten. Die Rückblenden stellen eine wundervolle Ergänzung der Gegenwart dar und sind das Glanzstück des Romans. Claire Lombardo ist es gelungen, mich mit kleinen hints hinsichtlich der Ausdrucks- und Reaktionsweise ihrer Figuren immer wieder zum Weiterlesen zu animieren, sodass Der größte Spaß, den wir je hatten schnell eine Sogwirkung auf mich hatte. Sprachlich überzeugt die Autorin auf ganzer Linie. Die ausgedehnten Beschreibungen, die das Buch auf über 700 Seiten bringen, sind das große Manko, in Kombination mit dem fehlenden Fokus auf die Dreidimensionalität der Figuren. Spricht es am Ende für Lombardos Talent, die Leser*innen mit ihrer sprachlichen Gewandtheit entgegen der Längen an das Werk zu fesseln?

P.S.: Wenn ihr nach einer ausgedehnten Lesesession Hunger haben solltet, bietet euch das neue Little Library Cookbook möglicherweise die passende kulinarische Inspiration.


Zur Sache

TitelDer größte Spaß, den wir je hatten
OT: The Most Fun We Ever Had
AutorinClaire Lombardo
Aus dem Amerikanischen von Sylvia Spatz
Verlagdtv
Erschienen20. September 2019
Seiten720
PreisEUR 25,00

*Rezensionsexemplar*

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